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Baukeramikerin Anita Flößer hat einen kleinen Grundofen für Familie Riedmaier aus Donaueschingen gestaltet. Jede Kachel ist handgefertigt. Er steht zwar erst seit kurzem in ihrer großen Wohnküche, aber schon jetzt will ihn die Familie nicht mehr missen: Wo bisher ein Schwedenofen Wärme spendete, hat ein Ofensetzer einen kompakten Grundofen mit 4 kW Heizleistung gemauert. Er hält Dank seiner massiven Bauweise zehn Stunden warm. Dabei verbraucht er weniger Holz als der gusseiserne Vorgänger, bei dem alle zwei Stunden nachgelegt werden musste.
Die Form des Grundofens und seine gekachelte Oberfläche stammen von Anita Flößer. In ihrer Werkstatt in Löffingen hat die Baukeramikerin die Tonplatten modelliert, glasiert und zweifach gebrannt. Farblich erinnern sie an eine verwaschene, gemütliche Lieblingsjeans. „Wir wollten einen individuellen und handwerklich gefertigten Ofen“, sagt Alexandra Riedmaier. Über ein paar Ecken hatten sie und ihr Mann von der Baukeramikerin aus Löffingen erfahren.
„Anders als bei industriell gefertigten Kacheln, die man meistens nur in einer bestimmten Auswahl an Farben oder Formaten erhält, gibt es bei der handwerklichen Kachelherstellung keinerlei Grenzen bei Form, Farbe oder Größe“, sagt Anita Flößer. Sie besuchte Familie Riedmaier zuhause, notierte sich deren Wünsche und schaute sich ihren Einrichtungsstil an. Schon bald präsentierte sie ihren Ofen-Entwurf als Tonmodell im Maßstab 1:10. So konnten sich die Eltern und drei Kinder einen plastischen Eindruck von dem Projekt machen.
Jahrhunderte altes Verfahren
Aber auch die 54-jährige Keramikerin bekommt durch die dreidimensionale Miniaturausgabe ein besseres Gefühl für die richtigen Proportionen in Originalgröße. Die Kacheln fertigt sie in der sogenannten Überschlagtechnik. Das Verfahren gehört seit der Barockzeit zum Repertoire jedes Baukeramikers. Damals waren große und prunkvolle Kachel-öfen Statussymbole. Zunächst baut Anita Flößer ein Steggerüst aus lederhartem Ton. Es bildet die Grundform des Ofens. Darauf legt sie weiche Tonblätter und passt sie der gewünschten Form an.
Für die Heiztechnik unter den Kacheln ist ein Ofen- und Luftheizungsbauer zuständig. Anita Flößer hat zwei Ofenbauer, mit denen sie regelmäßig zusammenarbeitet. Jedes Projekt wird von Anfang an miteinander abgestimmt, damit Optik und Innenleben nachher millimetergenau zusammenpassen. Zunächst geht es um die Größe des Ofens. Sie hängt von den Raumverhältnissen vor Ort ab. Aber auch davon, wie viel Platz die gewählte Heiztechnik im Ofen mindestens braucht. Das kann je nach Ofentyp variieren. Riedmaiers zum Beispiel haben ihre Doppelhaushälfte, Baujahr 1948, vor 13 Jahren saniert, von außen gedämmt und gut isolierende Fenster eingebaut. Deshalb genügt ein kleinerer Grundofen, um den etwa 60 Quadratmeter großen Raum zu beheizen.
Das Herz aus Brennkammer und Wärmespeicher schlägt in dem stehenden Kubus, der an den Ecken abgerundet ist wie ein Flusskiesel. Links davon geht der Ofen in eine beheizte Rückenlehne über. Dafür fertigte ein Schreiner eine Eichenholzbank. Von so einer Sitznische hat die Familie aus Donaueschingen lange geträumt.