Ludger Storp ist sich nicht sicher, ob der Spruch „Simplify your life“ schon existierte, als er mit seiner Frau in den 1990er Jahren im südschwedischen Småland Urlaub machte: „Aber das kleine rote Ferienhaus rief ihn uns förmlich entgegen.“ Das Lehrer-Ehepaar aus dem Bergischen Land fand die kleinen, farbenfrohen Zimmer in dem Holzhäuschen viel gemütlicher als die großen Räume, die sie bei sich in Wipperfürth gewohnt waren. „Es gab nirgendwo High-Tech. Geheizt und gekocht wurde mit Holz. Die Möblierung war ein Sammelsurium aus alt bis antik“, erinnert sich Ludger Storp. All das wollten die beiden Skandinavien-Liebhaber auch haben. Nicht nur in den Ferien, sondern jeden Tag.
Fertighaus aus Schweden
Zwar lebten die beiden bereits seit 1985 in einem Massivhaus mit gelb gestrichener Holzverkleidung – ein traditioneller Farbton für größere Schwedenhäuser mit Balkon. „Aber es kam trotzdem noch nicht so ganz hin“, sagt Cläre Storp. Ihr Mann vermisste das echt skandinavische Wohngefühl. Im Internet entdeckte er einen passenden Fertighausanbieter aus Schweden, der auch nach Deutschland lieferte.
Das Paar favorisierte auf der Webseite des Herstellers das Modell „Mellangården“. Sein Stil ist typisch für schwedische Häuser aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Storps besuchten die Firma vor Ort und erfuhren, dass sie den Grundriss ihren eigenen Vorstellungen anpassen konnten: „Wir orientierten uns bei den Grundmaßen mit 6,60 mal 11,20 Meter an der Bauform eines klassischen Langhauses.“
Holzfenster wie früher
Die vielen Urlaube im Norden haben ihren Blick für die Baukultur Skandinaviens geschult. Das Paar wusste genau, was es wollte. Etwa traditionelle schwedische Holzfenster. Die gab es im Programm ihres Fertighausbauers aber nicht. Über eine Anzeige in einer Zeitschrift für traditionelle schwedische Wohn- und Baukultur (gardochtorp.se) fanden sie einen Handwerker aus Nordschweden, der ihnen die Fenster wie gewünscht anfertigte: aus Holz, mit gefasten Sprossen, nach außen zu öffnen, mit Feststellhaken für den Flügel.
Zwei Jahre dauerte die Planungsphase. „Vom Preis her ist es vergleichbar mit einem Fertighaus in Deutschland. Aber die Bürokratie ist eine große Herausforderung“, sagt Ludger Storp. Er musste allerlei Gutachten für das Bauamt beschaffen. „Wir hätten auch gerne ein Haus aus Norwegen bestellt. Aber weil das Land kein EU-Mitglied ist, wäre das noch komplizierter geworden.“ Selbst in den Norden zu ziehen, war keine Option: „Wir leben gerne hier im Bergischen, auch beruflich war es für uns passend. Unsere Urlaubsländer sollten frei von Verpflichtungen bleiben.“
Typisches Schwedenrot
Der Sinn für Details begeistert das Paar. Die 40 Zentimeter starken Außenwände sind mit Steinwolle gedämmt. Von innen wurden diese im Erdgeschoss traditionell mit liegenden Bohlen verkleidet. „Das darf nicht perfekt aussehen, sondern unregelmäßig“, sagt Ludger Storp. Auch den Außenanstrich des Hauses im klassischen Faluröd erledigte ein Maler aus dem Bergischen. „Das Holzhaus wurde unbehandelt, also roh und ohne Imprägnierung geliefert. Das war wichtig, damit die Farbe ins Holz einziehen kann und es schützt“, erklärt Ludger Storp. Seit 2004 haben sie es erst einmal überstrichen. Mit der Zeit wird die Farbe dunkler. Irgendwann wittern die Pigmente etwas ab.
Beim Innenausbau halfen ihnen die Anregungen ihrer skandinavischen Wohnzeitschrift sowie Bücher zur typischen Holzarchitektur. Ihr Prinzip: schwedische Einfachheit. Auf eine Einbauküche verzichteten sie: „Die Arbeitshöhe wird durch den alten Apothekerschrank bestimmt, den wir schon lange besitzen.“ Er steht wie die elektrischen Küchengeräte und die Unterschränke von Ikea in gemauerten und verputzten Fächern. Die Tür zum Vorratsraum besteht aus schlichten Brettern. Töpfe und Pfannen hängen an einem ehemaligen Maibaum.
Nordische Ansichten
Wichtig für das Schweden-Gefühl der beiden ist, dass beim Blick aus dem Fenster etwas Nordisches zu sehen ist. Nach Norden ist es die Garage mit ihrer Fassade aus Brettern mit Baumkanten. Nach Süden schaut man auf die Kopie eines original schwedischen Plumpsklos, das aber nicht genutzt wird. An der Ostseite haben sie auch eine Blockhütte mit typischem Grasdach gebaut, die das Nachbarhaus verdecken soll. „In so einem Torp lebten früher Soldaten nach ihrem Dienst“, sagt Ludger Storp. „Es hat nur zwei Räume und einen alten Ofen. Alles sehr einfach und schön. Wie in Schweden eben.“